Kurzbeschreibung
Journalist*innen tragen bei der Berichterstattung über Debatten und soziale Konflikte eine besondere Verantwortung: Sie beeinflussen, ob und wie Kontroversen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Das gilt für Medienmacher*innen in Lokalredaktionen ebenso wie für Journalist*innen, die in einer Hauptstadtredaktion über bundespolitische und gesamtgesellschaftliche Themen berichten. In einer Demokratie haben sie die Aufgabe, Informationen und Hintergründe zur Verfügung zu stellen, damit Bürger*innen sich eine Meinung bilden, sich konstruktiv streiten und Konflikte gewaltfrei bearbeiten können. Das ist aktuell umso wichtiger, weil Deutschland Umbrüche und multiple Krisen erlebt, die mit Konflikten einhergehen. Gleichzeitig versuchen rechtspopulistische und rechtsextreme Kräfte, diese Konflikte für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und anzuheizen.
Der Workshop vermittelt praxisnah, wie fundierte, konfliktsensible Berichterstattung über Debatten, Streitthemen und gesellschaftliche Konflikte gelingt;
- Welche Rolle kommen soziale Konflikte in einer demokratischen Gesellschaft zu? Welche Maßstäbe ergeben sich daraus für die Berichterstattung?
- Wie blickt die Friedens- und Konfliktforschung auf solche Konflikte und wie können wissenschaftliche Erkenntnisse die journalistische Recherche und Analyse von Streitthemen unterstützen?
- Framing von Konflikten: Wie können wir konstruktiv und spannend über Streit und Kontroversen berichte - ohne sie mittels Dramatisierung, Emotionalisierung und Schwarz-Weiß-Narrativen zu verzerren?
- Wie können wir die strategische Kommunikation von rechtspopulistischen und rechtsextremen Akteur*innen erkennen und vermeiden, ihr Vokabular und ihre Krisen- und Polarisierungsnarrative zu normalisieren bzw. in den Mainstream zu tragen?
Die Teilnehmer*innen lernen für die journalistische Praxis relevante Erkenntnisse aus Friedens- und Konfliktforschung, Sozialwissenschaften, Sozialpsychologie und Rechtsextremismusforschung und wenden sie in der Analyse von Fallbeispielen an. Sie erhalten Tipps und Tools für die Recherche und eine lösungsorientierte, multiperspektivische Darstellung komplexer Konfliktthemen. In praktischen Übungen erproben sie das Erlernte, so dass der Bezug zur journalistischen Praxis immer gegeben ist. Eigene Texte, Social-Media-Beiträge oder audiovisuelle Formate können eingebracht und diskutiert werden.
Seminarinhalte
Definitionen: Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Rolle von Konflikten in Demokratie und pluraler Gesellschaft, Framing von Debatten und Streitthemen, Ansätze für Konfliktsensitiven Journalismus und strategische Kommunikation von Rechtspopulisten und Rechtsextremisten. Ansätze für einen Konfliktsensitiven Journalismus.
Analyse: Beispiele für skandalisierende, pauschalisierende und verzerrende Berichterstattung, Beispiele für sachliche, lösungsorientierten Journalismus (Best Practice).
Umsetzung: Gruppenübungen zu Recherche, Storytelling und Überschriften/Titeln.
Preis
200,00 Euro
Seminarleitung
Sigrun Rottmann
Sigrun Rottmann ist Journalistin und seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Journalistik der TU Dortmund (Teilzeit). Dort leitet sie u.a. das Seminar Konfliktsensitiver Journalismus und bietet zu diesem Thema auch außerhalb der Universität Vorträge und Workshops an. Sie hat Politikwissenschaft und Internationalen Journalismus studiert, bei der Frankfurter Rundschau volontiert und war zwei Jahre FR-Korrespondentin für Mexiko, Mittelamerika und die Karibik. Anschließend wechselte sie zum Hörfunk und arbeitete sieben Jahre als Redakteurin im Bereich News and Current Affairs des BBC World Service Radio in London. Sie ist zertifizierte Systemische Beraterin für Teams und Gruppen (DGFS) und seit 2019 auch Friedens- und Konfliktberaterin (Akademie für Konflikttransformation/forumZFD).