In diesem Workshop über Subjektivität und Bürgertum in der postdigitalen Gesellschaft wird der Frage nach sich wandelnden Konzeptionen des Bürger*innen-Subjekts und deren politischen Implikationen nachgegangen: Welche Spannungsverhältnisse zeigen sich in ethischer, rechtlicher und pädagogischer Hinsicht angesichts von Algorithmisierung und der Digitalisierung von Öffentlichkeit(en) mit Blick auf Privatheit, Handlungsfähigkeit und Teilhabe? Dabei stehen die damit verbundenen strukturellen Herausforderungen und Dynamiken im Fokus, auch das komplexe Verhältnis zwischen einer Idee von Medienbildung, die Kompetenzaneignung und Verantwortung auf die einzelnen Subjekte verlagert einerseits und der gesellschaftlichen Verantwortung staatlicher und kommerzieller Körperschaften andererseits.
Es diskutieren:
- Prof. Dr. Mark Andrejevic, Monash University (Australien)
- Dr. Harald Gapski, Grimme-Institut
- Prof. Dr. Dr. Frauke Rostalski, Universität zu Köln
- Dr. Joanna Redden, Western University (Kanada), Co-Director of the Data Justice Lab
Moderation: Prof. Dr. Nadia Kutscher, Universität zu Köln
The workshop on "Subjectivity and Citizenship in the Post-Digital Society" is focusing the question how subjects/citizens are addressed in terms of responsibilities and competences and which role public authorities or commercial stakeholders do play in a society in which "the digital" and its structures and mechanisms shape/produce/limitate agency in the subjective as well as in a social and political context.
Speakers:
- Prof. Dr. Mark Andrejevic, Monash University (Australia)
- Dr. Harald Gapski, Grimme-Institut, Marl
- Prof. Dr. Dr. Frauke Rostalski, Universität zu Köln
- Dr. Joanna Redden, Western University (Canada), Co-Director of the Data Justice Lab
- Chair: Prof. Dr. Nadia Kutscher, Universität zu Köln
Statements
Dr. Harald Gapski, Grimme-Institut, Marl:
In medialen Umbruchphasen wie in der gegenwärtigen digitalen Transformation werden dem Subjekt diverse Kompetenzen zugeschrieben, um mit neuen Sinnüberschüssen umgehen zu können. Die alte Forderung, das Konzept Medienkompetenz aus seiner subjektiven Verkürzung herauszuführen, stellt sich drängender denn je und gilt auch für Folgekonzepte, wie etwa Digitalkompetenz. Auch ein digitalkompetentes Subjekt ist im Hinblick auf Souveränitätsansprüche überfordert: Die Verschiebung vom punktuellen Werkzeughandeln zum permanenten Umweltverhalten in datafizierten Räumen erzeugt neue Reflexionsanforderungen und Transparenzprobleme. Nicht nur das individuelle Datenhandeln, auch die gewollte oder ungewollte Datenfreigiebigkeit der anderen im Netz und algorithmisch-statistische Datenanalysen tragen zur Erosion informationeller Selbstbestimmung bei. Eine digitale Aufklärung, die Selbstbestimmung und Souveränität des Individuums in der digitalen Welt stärken will, sieht sich mit Paradoxien, Spannungsfeldern und Widersprüchlichkeiten konfrontiert. Dies zum Trotz – so die These – kann Bildung nicht umhin, auch auf widerständige, non-konform denkende, mitunter subversiv handelnde starke Subjekte zu setzen.