Am 16. Juni 2017 fand in Erfurt ein Fachgespräch der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Kooperation mit der Grimme-Akademie und „die medienanstalten“ im Rahmen des Kinderfilmfestes „Goldener Spatz“ statt.
Die gut besuchte Veranstaltung fragte nach der Umsetzung der gleichberechtigten Teilhabe aller Menschen in der Medienbranche mit besonderem Augenmerk auf Kinder- und Jugendmedien.
Figuren und Protagonisten in fiktionalen und non-fiktionalen Angeboten werden zunehmend diverser und dadurch gewinnt nicht zuletzt die Qualität und Vielfalt der Erzählungen und Storys. Ein tieferer Blick in die Programmangebote zeigt allerdings: Untertitelung, Audiodeskriptionen, Gebärdensprachdolmetschung finden nur wenig statt und Menschen mit Behinderungen kommen in der Realisierung der Angebote vor und hinter der Kamera wenig vor. Medienmacher*innen und -verantwortliche sehen sich einer Vielzahl von Fragen und Herausforderungen gegenüber: Welche Erwartungen und welche Bedarfe haben Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigungen an Medienangebote, um diese uneingeschränkt nutzen zu können? Welche technischen Möglichkeiten gibt es, Angebote für alle Kinder und Jugendlichen barrierefrei zu gestalten? Und wie lässt sich „Behinderung“ adäquat darstellen?
Prof. Dr. Ingo Bosse stellte in Erfurt Ergebnisse aus der Studie „Mediennutzung von Menschen mit Behinderung“ vor. In drei anschließenden Workshops wurde praxisnah diskutiert:
- Zur Frage „Wie geht barrierefrei?“ wurden Best-Practice-Beispiele u.a. das inklusive Jugendmagazin „Yoin“ präsentiert.
- Über die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in fiktionalen und nonfiktionalen Programmen sprachen u.a. Erwin Aljukic, Schauspieler aus München, Wolfgang Janßen von der Casting-Agentur Rollenfang und Judyta Smykowski, Mitarbeiterin der Sozialhelden.
- Um partizipative Medienangebote ging es im dritten Workshop. Hier wurde das Projekt „Junge Filmbeschreiber“ vorgestellt, in dem sehbehinderte Schüler*innen für einen ausgewählten Film eine Audiodeskription erarbeiten. Ebenfalls präsentierte sich das inklusive Nachwuchsreporterteam der Aktion Mensch.
In der abschließenden Diskussion an der u.a. Kika-Programmgeschäftsführer Michael Stumpf und Autor und Aktivist Raúl Krauthausen diskutierten, wurde noch einmal deutlich gemacht, dass es gute und hoffnungsvolle Beispiele in den Bewegtbildmedien gibt, dass allerdings deutlich „Luft nach oben“ zu verzeichnen ist.