Nicht zum ersten Mal fand das Seminar „Über Medien informieren“ statt, aber 2020 war doch alles anders: Coronabedingt erlebte es seine digitale Premiere und fand zum ersten Mal komplett online statt.
Nicht geändert hatte sich allerdings Dauer und Inhalt: Vier Tage lang diskutierten angehende Medienmacher*innen mit erfahrenen Medienpraktiker*innen rund um das Themenfeld Medienjournalismus, diesmal allerdings aufgeteilt in zwei Blöcke à zwei Tage.
Frauke Gerlach (Leiterin Grimme Institut) diskutierte eingangs mit den Teilnehmer*innen über Medienqualität - am praktischen Beispiel von Talkshows. Wie divers sind etwa die Gäste ausgewählt, um angemessen über gesellschaftliche Themen und Anliegen zu sprechen? Was verleiht einem Menschen Expert*innenstatus? Medienqualität wurde hier ganz praktisch, die Debatte im Seminar entsprechend lebhaft!
Eine inhaltliche Einführung lieferte Medien-Profi Steffen Grimberg (MDR/taz). Er diskutierte Fragen mit den Teilnehmer*innen wie etwa: Was sind die (Meta-)Themen im Medienjournalismus? Was die Köpfe und Institutionen? Antje Allroggen (DLF) diskutierte Medienjournalismus im Radio, vor allem mit Blick auf @mediasres, das täglich gesendet wird. In der Redaktion schauen sie regelmäßig Journalist*innen auf „die Finger“, berichtet sie über ihren Redaktionsalltag: Wie finden sie Themen? Und dann die immer wieder diskutierte Frage: Kritisiert man das eigene Haus, die eigenen Kolleg*innen? Sollten Journalist*innen das machen? Ja, sollten sie. Auch „Journalismus lebt von gegenseitiger Kontrolle“ ist sich Allroggen sicher. Andere Perspektiven machte Michael Ridder (EPD) auf, konnte er doch Einblicke geben in die Arbeit des Evangelischen Pressediensts als Nachrichtenagentur, die Unterschiede zur Arbeit im Magazinbereich herauskehren und schon mal die nächsten Schritte im Onlinebereich skizzieren.
Dass Medienjournalismus auch lokal funktionieren kann, davon ist Anne Burgmer (Kölner Stadtanzeiger) überzeugt – gerade in einer Stadt wie Köln. Sie steht für ein Printangebot, aber natürlich geht es auch hier längst um eine kluge Verzahnung mit dem Digitalbereich. Sie ist sich sicher: „Crossmediales Arbeiten ist eine große Chance!“ Das Ziel vieler Lokalredaktionen müsse – darüber hinaus – sein, ihre regionale Berichterstattung für junge Zielgruppen attraktiv zu gestalten. Dafür brauche es lebendiges Reportertum sowie Platz für neue Ideen und Formate.
Wie herkömmliche Nachrichten wirken, was das für den Nachrichtenkonsum bedeutet und wie konstruktiver Journalismus – hier – andere Perspektiven aufmacht, waren Themen im Vortrag und Q&A mit Ellen Heinrichs (DW Deutsche Welle). Deutlich wurde: Es ist eine Herausforderung, lösungsorientiert zu berichten, aber der Zuspruch wächst. Und das „Wie“ ist erlernbar. Bei Annette Leiterer (NDR) ging es schließlich um Medienjournalismus im Fernsehen am Beispiel des wöchentlich ausgestrahlten Medienmagazins ZAPP – immer noch das einzige seiner Art im TV.
Thomas Lückerath (DWDL) erklärte, wie Medienjournalismus im Netz funktioniert, am Beispiel des Branchenmagazins DWDL. Auch bei ihm wurde es praktisch: Wie wird aus einer Studie ein journalistischer Beitrag? An welchen Punkten kann man anknüpfen? Und wo eher nicht? Er hatte da „etwas mitgebracht“. Lars Gräßer (Grimme-Institut) vertiefte noch einmal das Thema Medienjournalismus im Netz und zwar aus der Perspektive des Grimme Online Awards. In den Blick kamen und kommen die Vertreter*innen einer medienkritischen Netzszene, die in den letzten Jahren nominiert und/oder mit einem Award ausgezeichnet wurden – im Podcastbereich, bei den Influencer*innen und auch bei den Online-Magazinen und Blogs.
Am Ende von vier Tagen Online-Seminar zum Medienjournalismus kann man dem Eindruck kaum widersprechen: Digitale Premiere geglückt.
Und nach den vielen tollen Inputs der Referent*innen steigt die Spannung auf das Jahr 2021 und die nächste Ausgabe des Seminars – vielleicht sogar ohne Bildschirme.