Draußen Weihnachtsmarkt und drinnen Inspiration für das Radio der Zukunft
Das war der RadioNetzwerkTag 2018, den die Grimme-Akademie zusammen mit der hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz, der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, der Medienakademie von ARD und ZDF sowie der Hörfunkschule Frankfurt am 4. Dezember veranstaltet hat – bereits zum zweiten Mal und zwar mitten in Frankfurt, in der Evangelischen Akademie, mit Blick auf den Frankfurter Römer.
Zusammen mit erfahrenen Moderator*innen, Ausbilder*innen und Redakteur*innen wurden beim #RNT2018 – so der Hashtag in diesem Jahr – drängende Fragen und Herausforderungen für die Radioschaffende diskutiert und in verschiedenen Workshops auch der Blick auf die Radiozukunft geworfen. Am Nachmittag bildete erneut die Verleihung des Radiosiegels für eine herausragende Ausbildung an private Radiostationen und deren Volontäre den Abschluss. Aber von Anfang an…
„Nutzen Sie die Gelegenheit, den RadioNetzwerkTag aktiv mitzugestalten!“, appellierte morgens Aycha Riffi, Leiterin der Grimme-Akademie und an diesem Tag die Moderatorin, an die Teilnehmer*innen, die sich im großen Saal versammelt hatten. Bei der Mentimeter-Umfrage, die den Tag visuell begleitete, waren sie beispielsweise gefragt, Ideen und Visionen zu formulieren: „Auf welche Veränderungen des Radios der Zukunft freust du dich?“. Auch Andreas Fauth, Leiter der evangelischen Hörfunkschule Frankfurt, legte den Nachwuchsjournalist*innen in seiner Begrüßung nahe, den Titel der Veranstaltung wörtlich zu nehmen und zu „netzwerken“.
Anschließend wurde es inhaltlich mit der Medienforscherin Nele Heise, die in ihrer Keynote eine Vermessung der aktuellen Trends der Audiolandschaft lieferte. Aufschlussreich und spannend erklärte sie nicht nur die neuen Hörgewohnheiten. Sie zeigte auch, das und warum Video-Plattformen angeklickt werden, um Podcasts zuhören, manche heiß diskutierte Trends – wie etwa Smart Speaker – möglicherweise eher nicht so bedeutsam sind und „Slow Listening“ die Zukunft des Audios wird.
Anschließend besuchten die Teilnehmer*innen die erste Workshop-Runde. Nora Hespers, die bereits für den Grimme Online Award 2018 nominiert war, demonstrierte wie gutes Community Management aussieht. Sie betonte: „Wer eine Plattform zum Austausch anbietet, ist dafür verantwortlich, was dort passiert.“ Während die Workshopteilnehmer*innen im Mini-Design Sprint mit Johannes Meyer neue Formate entwickelten, stellten Andreas Fauth, von der Hörfunkschule Frankfurt, Miriam Bott (Volontärin Hit Radio FFH) und Jonas Schulte (hr1-Früh Redakteur) im „Future-Talent-Workshop“ Einstiegsmöglichkeiten in die Radiobranche vor. Robert Rack, vom Radiosender 1-LIVE, schilderte, welche Veränderungen durch Audio-SEO eintreten und was das für die Radiobranche bedeuten könnte. Durch Metadaten und Künstliche Intelligenz soll Google schon bald in der Lage sein, den Inhalt einer Audiodatei so gut wie einen Text zu analysieren. Im fünften und letzten Vormittagsworkshop zeigte Axel Hemmerling vom MDR, wie man als Journalist*in professionell Extremen begegnet. „Ohne sehr gute Recherche, hat man sofort verloren!“, ermahnte er die Nachwuchsjournalist*innen.
Beim gemeinsamen Mittagessen wurde nicht nur der anfangs beschriebene tolle Blick auf den Frankfurter Römer bewundert, sondern sich über den Internetauftritt des eigenen Radiosenders, spannende, neue Formate oder die interessantesten, selbst-produzierten Feature unterhalten.
In Workshop-Runde zwei diskutierte Andreas Fauth, wie eine Karriere nach dem Volontariat weitergehen könnte, während sich Kerstin Loos, von der Medienakademie Ruhr, mit Ausbilder*innen austauschte, wie man Nachwuchstalente bestmöglich auf das Radio der Zukunft vorbereiten kann. Lars Gräßer, Pressesprecher des Grimme-Instituts, setzte sich mit dem Thema „Visual Radio“ auseinander – Radio zum Lesen, Sehen, Klicken (Sandra Müller) – und seine zunehmende Bedeutung in Hinblick auf die neuen Audiolandschaften. Katrin Rönicke, Mit-Gründerin des Netzwerks hauseins.fm, skizzierte den eigenen Weg in die Selbstständigkeit, um praxisnahe Tipps zu geben, wie das Podcasten zum Beruf werden kann.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Workshops wurden in einem abschließenden, gemeinsamen Gespräch im großen Saal von den Referent*innen zusammengefasst. Anschließend erhielten 17 Volontär*innen und ihre Radiostationen das „Radiosiegel 2018“. Die Jury, bestehend aus Dennis Horn, Sandra Müller, Klaus Kranewieter, Nils Birschmann und Waltraud Riemer, gaben Sendern und Ausbilder*innen ein qualifiziertes Feedback ihrer Arbeit, lobten innovative Ausbildungsansätze und bestätigten mit dem Siegel die Qualität der jeweiligen Volontärausbildung.
Wir gratulieren allen Preisträger*innen, darunter: Antenne MV, DIE NEUE 107.7, Radio 7, Radio Bonn/Rhein-Sieg, Radio Ennepe Ruhr, Radio Essen, Radio Jade, Radio Köln, Radio Leverkusen, Radio Lippe, Radio Lippe Welle Hamm, Radio MK, Radio Neandertal, Radio RSG, Radio RST, Radio Ton und Radio WMW.