Nein, auch der 5. RadioNetzwerkTag musste am 2. Dezember online stattfinden – wie im vergangenen Jahr – und konnte nicht wie in den Jahren zuvor in der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main veranstaltet werden. Dafür konnte auch die 5. Auflage den Anspruch einlösen, neue Impulse zu setzen, für Vernetzung zu sorgen und Optimierungsbedarfe – auch für zukünftige Erfolgschancen – zu beschreiben, mithin Plattform für Qualifizierung, Austausch und die Förderung neuer Ideen zu sein.
Konkreter ging es diesmal um die Frage(n): Wie entsteht innovatives Radio? Wie sieht es mit der Vielfalt hinter den Mikrofonen aus und warum ist sie gerade heute so wichtig? Wie weiter nach dem Volontariat? Wo und wie finden sich die Radiotalente von morgen? Und wie kann Radiojournalismus aussehen, der neben Problemen auch Lösungen und gute Beispiele präsentiert?
Antworten suchten und diskutierten fast 140 Radiojournalist*innen aus allen Teilen Deutschlands im Rahmen des RadioNetzwerkTags, der wieder von der Grimme-Akademie, der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, der Landesanstalt für Kommunikation Baden- Württemberg, der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und der Evangelischen Hörfunkschule Frankfurt gemeinsam ausgerichtet wurde - mit Unterstützung der ARD.ZDF Medienakademie. Aycha Riffi, Leiterin der Grimme-Akademie, moderierte die Veranstaltung.
Das Radio als krisenfestes Medium
Die Direktoren der beteiligten Landesmedienanstalten meldeten sich in Interviews oder persönlichen Videobotschaften zu Wort. So stellte Joachim Becker, Direktor der Medienanstalt Hessen im Interview klar: „Es ist eine gute Entscheidung, sich für ein Volontariat im Radio zu entscheiden. Qualitätsjournalismus ist – besonders in Krisenzeiten – gefragt wie nie!“ Eine gute Ausbildung vermittele hier das geeignete Handwerkszeug, Becker weiter: „Radiojournalismus von heute ist aber auch multimedial und stellt junge Journalist*innen vor anspruchsvolle Herausforderungen.“ Es erfordere daher eigenes Engagement sowie fundiertes Wissen über die Online-Arbeit, um in seinem Job erfolgreich zu sein. Daher sind Veranstaltungen wie den RadioNetzwerkTag auch so wichtig.
„Radio ist in Pandemiezeiten nicht nur ein wichtiges und verlässliches Medium, es erfindet sich auch immer wieder neu“, so Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der LFK Baden-Württemberg, in seiner Videobotschaft. Gerade bei Jüngeren werde es nach wie vor geschätzt, so Dr. Kreißig weiter, das belege etwa die aktuelle JIM-Studie. Und Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der LMK Rheinland-Pfalz, machte in seiner Videobotschaft deutlich: „Gerade die Flutkatastrophe habe gezeigt, was das Radio kann und so wichtig macht,“ deshalb sorge er sich auch nicht um dessen Zukunft.
Innovation und Kultur, Plädoyer für mehr Diversität und der Abschied vom Perfektionismus?
Wie kommt die Innovation ins Radio? Diese Frage diskutierte Moderator, Autor und ARD-Digitalexperte Dennis Horn, der bei seinem Heimatsender WDR den Innovation Hub mitentwickelt und aufgebaut hat. In seiner Keynote und einem daran anschließenden Workshop machte er darauf aufmerksam, dass Innovation vor allem eine besondere Unternehmenskultur voraussetze, gerade wenn es um digitale Räume gehe, die mehr seien als einfach nur neue Ausspielwege. Das Problem sei nur: „Die Kultur kommt immer zum Schluss“, so Horn.
Darüber hinaus brauchen Radiosender für das „Anschieben“ von Innovationsprozessen ein anderes Selbstverständnis: „als Digitalmarke“, so Horn weiter. Gleichzeitig müssten die Zielgruppen geschärft werden – jenseits von „Journalismus für alle“. Divers zusammen gesetzte Teams sind dabei von großer Wichtigkeit. Und: „Medienhäuser müssen ihren journalistisch geprägten Perfektionismus ablegen“, denn vielfach werde erst gesendet, wenn das Produkt perfekt sei. Für Innovationsprozesse, führte Horn fort, „müssen wir mehr in eine Rolle kommen, wo wir erst mal machen und dann schauen, wie es weiter geht.“